Mittwoch, 7. April 2010

1. Szene




1. Szene

F alleine. Auf dem Tisch ein Glas Wasser u. ein Häufchen Tabletten. Unter dem Tisch eine Vogelmaske. An der Wand ein Beutel mit roter Farbe

F trägt eine Melone, einen Mantel, darunter T-Shirt u. kurze Hosen

F rennt um den Tisch. Steigt auf den Tisch, springt wieder herunter, hüpft auf dem Sofa herum. F ist immer in hektischer Bewegung.

F:

Die Faust schlag ich auf den Schädel. Die Faust schlagt mir auf den Schädel. Mit der Axt spalt ich die Brust. Die Axt spalte mir die Brust. Mich friert so. Die Axt wird mich wärmen. Alle friert es so, die Axt wird sie wärmen.

F boxt in die Luft. Kämpft mit einem imaginären Gegner.

F:

Warum schweigt ihr? Warum macht ihr nur Geräusche? Nie ist es still. Nie redet ihr. Nie hört ihr zu. Stets fragt ihr warum. Seht dort die Wand. Sie hat Risse. Daraus lärmt es. Den ganzen Tag. Die ganze Nacht. Ich will sie einschlagen. Ich will einen Weg schlagen. Der wird ins Land führen. Weit ins Land.

F nimmt die Tabletten

F:

Die Faust. Die Axt. Das Messer. Meine Hand. Könnt ich nur mit der Hand?

Haltet endlich den Mund.

Haltet doch den Mund.

Was wollt ihr von mir?

Lasst mich in Ruhe.

Ich bleibe hier. Für immer hier. Ich verschwinde durch die Wand. Gehe den Weg ins Land.

Der Fleck da. Ein Schmutz da. Das ist der Weg. Der Weg ist der Schmutz. Der Schmutz ist der Weg. Dreck zu Dreck u. Schmutz zu Schmutz.

F hüpft an die Wand. Schlägt mit der Stirn an die Wand. Küsst die Wand.

F:

Der Fleck ist die Wahrheit. Der Fleck ist Poesie. Der Schmutz ist die Philosophie.

Mich friert so schrecklich. Könnt ich mich nur in den Fleck wickeln wie in eine Decke.

Seht Ihr, der Fleck hat die Form dreier Gestalten. Seht Ihr das denn nicht?

F küsst den Fleck. Hüpft von einem Bein auf das andere.

F:

Weiber. Die Form dreier Weiber. Ich kriech unter ihre Schürzen u. wärme mich. Ich verschwind in dem Wald zwischen ihren Beinen. Dort riecht es gut. Frische Luft.

F schlägt wieder mit der Stirn gegen die Wand. Er trifft den Beutel mit Farbe, der zerplatzt.

F:

Dort ist es warm u. feucht. Ich hab Durst. Ich habe unglaublichen Durst. In mir brennt es u. doch friert es mich. Eisig ist es in mir. Schwer liegt wie Würfel das Eis in mir. Ich bin Cocktail, hochprozentig. Darunter ein Feuer. Ich habe Angst. Angst zu explodieren. Ich werde brennen lichterloh.

F rennt zu dem Glas. Er trinkt einen Schluck.

F:

Die Axt. Ich hau einen Spalt in die Wand. Einen schmutzigen Spalt. Da kriech ich hinein. Dort werde ich endlich verstehen, was ihr sagt. Ich verstehe euch nicht. Was wollt ihr von mir?

Ich hau euch die Faust auf den Schädel. Schlag euch den Schädel ein. Schlag euch ein Loch in euer schwarzes Haar. Darin werde ich meinen Durst stillen.

Was habe ich bloß falsch gemacht? Warum sagt ihr, ich sei an allem schuld? Warum sagt ihr, ich entzöge mich? Warum sagt ihr, ich flöhe die Verantwortung?

Ich bin da. Ich bin da. Ich bin hier. Wie der Fleck. Wie der Schmutz. Wie die Wunde, die ich schlug mit meiner Faust. Mit meiner Axt. Mit meinem kleinen Finger. Ihr seid besudelt. Seht doch, wie der Dreck aus euch quillt. Immerzu quillt es aus euch. Aus eurem Mund. Aus eurem Kopf. Aus euerm Darm. Aus euerm Schwanz. Aus eurer Möse. Immerzu. Immerzu. Kübel voll Unrat schüttet ihr an die Wand. Wo ist mein Fleck? Ich seh ihn nicht mehr.

F bohrt mit dem kleinen Finger in der Luft.

F versucht, den kleinen Finger abzureißen.

F kriecht unter den Tisch u. zieht eine Vogelmaske über.

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