Mittwoch, 7. April 2010

5. Szene



5. Szene

F liegt auf dem Sofa. Die Vogelmaske in der Hand.

Auf dem Tisch Streichhölzer u. eine Schüssel.

Rotpeter, Gregor, Josephine stehen am Rand der Bühne, Gesicht zur Wand. Sie tragen zerfetzte Trainingsanzüge. F sieht sie nicht.

Während der Szene singen sie leise „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel, ziehen die Trainingsanzüge aus, dann schöne Sommerkleider an. Am Ende der Szene gehen sie stolz von der Bühne.

F, eine Hand in der Hose, in der anderen die Maske:

Hätte es anders sein können?

F stöhnt. Hält sich die Maske vor. Legt sie dann auf den Tisch. Nimmt das Feuerzeug. Spielt damit rum.

F:

Hätte ich es anders machen sollen?

Wann war der Augenblick, an dem sich alles entschieden hat?

Wo war der Ort, von dem an es kein zurück mehr gab?

F betrachtet die Feuerzeugflamme.

F:

Sie hätten nicht bleiben können.

Ich darf nicht bleiben.

Nichts darf bleiben.

Aus die Maus. Klappe zu, Affe tot. Flieg, Käfer, flieg.

Selbst der Fleck. Weg. Einfach weg.

Am Schluss wird aufgeräumt.

Wird sauber gemacht.

Selbst die Zigarette darf nicht mehr geraucht werden.

Hat der Arzt gesagt.

Der Arzt.

Als hätte ich es nicht schon immer gewusst.

F nimmt die Maske, zündet sie an u. legt sie in die Schüssel. Sie verbrennt.

F:

Als hätte ich es nicht schon immer gewusst.

Nichts darf bleiben. Es gibt keine Ordnung.

Es gibt dich nicht. Es gibt mich nicht.

Es ist besser so.

F dreht sich mit dem Rücken zum Publikum.

F deklamiert:

Es ist nicht notwendig, dass du aus dem Haus gehst. Bleib bei Deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei völlig still u. allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzückt wird sie sich vor Dir winden.

Rotpeter, Gregor, Josephine hören auf zu singen.

F lacht u. krümmst sich zusammen, zieht den Mantel fester um sich.

Stille.

F atmet laut, aber entspannt.

Rotpeter, Gregor, Josephine gehen, spitze Stiefel mit hohen Absätzen in der Hand, von der Bühne.

F atmet, das Licht verlöscht.

ENDE

©Klaus Peter Buchheit

Augsburg 2005

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